Liebe Wolfensteiner,
liebe Freunde,
sehr geehrte Wühlmäuse und -mäusinnen,
unser Land, unsere geliebte Republik ist nun 18 Jahre alt. Normalerweise würde das die Volljährigkeit bedeuten, jedoch liegt hier neben mir im Handschuhfach des Rednerpults neben einem Liter Import-Fett der Entwurf eines Gesetzes zur Mindestvolljährigkeitsgrenze, die, so der Rhabarberrat zustimmt, auf 19 Jahre gesenkt wird. Da nicht nur die bekannten Argumente und harten Fakten für diese notwendige Reform sprechen, sondern mir auch der Rhabarberrat bereits seine überwältigende Zustimmung signalisiert hat, können wir alle davon ausgehen, dass dieser Schritt richtig und wichtig ist. Nichtig und unwichtig ist die Annahme, es handle sich um eine Maßnahme, die der Presidente der Republik angeordnet habe, um zu verbergen, dass er die Geburtstagsansprache zum Tag der Republik schnöde und kurzerhand vertrödelt hat. Solchen unverschämten Anwürfen trete ich entschlossen und aufs Schärfste gespitzt entgegen!
Alle, die in den nun vergangenen 18 Jahren am planmässigen Aufbau unseres sozialistischen Heimatlandes auf die eine oder andere Weise mitgewirkt haben, wissen um die mit diesem Aufbau verbundenen Schwierigkeiten, die sich aus der nicht immer optimalen Nutzung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ergaben. Selbstkritik ist eine wichtige Tugend, die an dieser Stelle jeder Beteiligte üben sollte, insbesondere nicht ich, vor allem, was die Zeiten betrifft, als ich gerade Haushaltstag hatte. Oder mit besonders leichtem Schnupfen im Bett lag. Auch die permanenten, stets von einer gewissen, den zuständigen staatlichen Organen namentlich bekannten, internationalen Bande reaktionärer Tunichtgute und Strauchdiebe ausgeführten Streiche wider unser Vaterland dürfen an diesem Punkte unserer Betrachtung nicht vernachlässigt werden. Wieviel Zeit und Energie musste auf die Abwehr dieses Unsinns verwendet werden, und wie oft haben bestimmte, von den Hintermännern der imperialistischen Marionetten mit Spielgeld und abgelaufener Bratwurst bezahlte Kreise unsere sozialistische, dem Frieden verpflichtete Demokratie mittels intriganter Ränkeschmiederei von den stählernen Hufen zu heben versucht.
Es ist ihnen nicht gelungen, im Gegenteil, jeder noch so gut geplante Schlag des Klassenfeindes ging ins Leere und wurde auf jeweils genau entsprechende Weise beantwortet. Und auch künftige Pläne des genannten Klüngels werden mit peinlichem Knall an der ehernen Wand der Entschlossenheit aller wolfensteiner Bürger zerschellen, sofern die Rädelsführer des internationalen Kapitals überhaupt noch ihr Gummischwert gegen die Gulaschkanonen des vaterländischen Sozialismus zu erheben imstande sind.
Im schroffen Gegensatz zu den regelmässigen, von Marx beschriebenen und vorhergesagten Missetaten und schändlichen Vergehen der Imperialisten, auch darüber liegt mir eine längere Liste vor, die mir von den zuständigen Polizeidienststellen und Parteiorganen öffentlich zugespielt wurde, stehen die immerwährenden und höchst erfolgreichen Anstrengungen unserer Republik, Völkerfreundschaft und Weltfrieden zu erreichen. Ich kann heute verkünden, dass zumindest für unser Land der Frieden erreicht ist, und aufgrund der internationalen Bedeutung unseres Wolfensteins somit bereits ein gewichtiger Schritt auf dem Wege hin zu einer Welt des Friedens erreicht ist. Nun ist es an den Ländern der Welt, unserem leuchtenden Vorbild zu folgen, auf dass künftig die fortschrittlichen Werktätigen der Welt Nektar und Ambrosia gemäß der jeweiligen Planvorgabe in volkseigenen Betrieben produzieren können.
In diesem Sinne wünsche ich allen Wolfensteinern, allen Freunden und Wühlmäus*innen nachträglich einen fröhlichen Tag der Republik! Ich erhebe mein volkseigenes Glas auf die nächsten 18 Jahre Wolfenstein! Prost Gusche, jetzt kommt 'ne Dusche, und es lebe Wolfenstein!